Alle Jahre wieder
herrscht nicht nur in Familien, Geschäften und auf den Straßen vorweihnachtliche Geschäftigkeit. Nein, auch an den Orten, die sonst eher Ruhe und Besinnung ausstrahlen, und dazu gehören die Kirchen, entwickelt sich in diesen Tagen rege Betriebsamkeit. So auch in der altehrwürdigen, katholischen Kirche St. Amandus in Aschendorf.
Tannenbäume, frisch geschlagen und noch auf dem Kirchplatz gelagert, ahnen sicher nicht, dass sie bald die Kirche schmücken und dem Kind in der Krippe die Ehre erweisen werden. Während eine Gruppe Helfer noch letzte Hand anlegt, die Bäume passgenau für die großen eisernen Ständer vorbereitet und sie dann am Standort auch noch bestmöglich ausrichtet, finden sich im Turm bereits zwei Akteure für einen Einsatz in luftiger Höhe ein.
Die Männer tragen festes Schuhwerk und beim Aufstieg in den Kirchturm bewältigen sie geübten Schrittes die in Jahrzehnten ausgetretenen Treppenstufen. Der Weg hinauf führt vorbei an den Glocken, deren älteste 1307 gegossen wurde und bereits Hunderte (!) von Weihnachtsfesten mit ihrem Klang bereichert hat, über den noch höher gelegenen Uhrenboden, auf dem viele Jahrzehnte das mechanische Uhrwerk für den Antrieb der vier großen Kirchturmuhren tickte, und der jetzt, nachdem die Uhren elektronisch gesteuert werden, eigentümlich leer wirkt. Noch etwas höher gestiegen erreichen die Männer den obersten Turmboden, der dort verläuft, wo das rote Pfannendach des Turms beginnt. Sie öffnen beinahe ehrfürchtig den knarrenden Deckel einer großen, grünen Holztruhe, die einen Schatz enthält, wie ihn keine andere Kirche im nahen und auch weiteren Umfeld von Aschendorf aufweisen kann. Die Truhe birgt, der besseren Handhabung wegen in Stücke zerlegt und sorgsam eingelagert, die acht Zacken des großen Sterns, der, bestückt mit 80 LED-Lampen, alljährlich weihnachtlichen Glanz von der Spitze des Kirchturms erstrahlen lässt und die Bürgerherzen mit Stolz erfüllt. Die Männer entnehmen der Kiste auch die darin mit eingelagerten Ganzkörpergute nach Bergsteigerart, bevor sie mit einigen Sternzacken unter dem Arm die letzte Hürde zum Ziel zurücklegen. Eine lange Leiter führt steil hinauf bis in die Spitze des Turmdachs. Einer der beiden Männer zwängt sich auch bei widrigen Witterungsbedingungen durch die enge Dachluke, sich manchmal, durch Gurt und seinen Kameraden gesichert, gefährlich weit hinauslehnend, um die Sternzacken passgenau zusammenzufügen, damit der fertige Stern, sturmfest verankert, und jährlich mit der Frontseite in eine andere Richtung weisend, wieder pünktlich zum Hl. Abend erstrahlen kann.
Auch an anderer Stelle der Kirche ist emsiges Schaffen zu beobachten. Seitlich des Chorraumes sind ein eingespieltes Team erfahrener Helferinnen und Helfer und die kleine Anna-Lena Bohse damit beschäftigt, die Weihnachtskrippe herzurichten. Diesmal ist es eine besondere Herausforderung, denn die Krippe, in den Vorjahren rechtsseitig und nahe des Sakristeizugangs im neueren Teil der Kirche positioniert, erhält ihren Standort nun erstmals links im Kirchenraum. Der neue Standort hat Vorteile, die Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat überzeugten und zu entsprechenden Beschlüssen veranlassten. Durch die große Fensterwand fällt mehr Tageslicht auf die Krippe. Sie wirkt so heller und dadurch zugleich einladender auf Besucher. Der von kleineren Kindern und etwas ängstlich veranlagten älteren Besuchern beim „Krippkes kieken“ oft als bedrückend erlebte Blick in den dunklen und aus der Entfernung nicht einsehbaren Sakristeizugang wird vermieden. Auch der bisher eher als dunkel wahrgenommene Gesamteindruck der Krippe wird am neuen Standort merklich abgemildert. Gleichzeitig verbessern sich durch die Krippenverlagerung die bisher beengten weihnachtlichen Platzverhältnisse im Zugangsbereich der Sakristei beim Ein- und Auszug. Zusätzlich bietet der neue Krippenstandort nun auch Platz für die willkommene und oft erwünschte Vergrößerung der Krippenfläche. Die großzügigeren Platzverhältnisse lassen eine Optimierung der Darstellungsmöglichkeiten der Krippenszenen zu.
Auf der Krippenbaustelle ist derweil Fortschritt erkennbar. Die erneuerte und vergrößerte Grundplatte der Krippe ist inzwischen montiert, die Fichtenkulisse des Hintergrundes gestaltet, der aus Birkenstämmen gezimmerte rustikale Krippenstall aufgebaut und die Moosunterlage zur Zufriedenheit der Helfer verlegt. Aufbau und Gestaltung verweisen bereits auf den Typ der heimatlichen Landschaftskrippe, wie sie im Emsland häufig ist und geschätzt wird.
Die Figuren, die inzwischen aus ihrem Sommerlager in der Messdienersakristei in den Kirchenraum getragen werden, sind augenscheinlich sehr alt und aus Holz gefertigt, auffällig zahlreich und in gedeckten Naturtönen gehalten. Im Stil einer byzantinischen Krippe gefertigt, erfreuen die vielen Figuren jedes Jahr aufs Neue den aufmerksamen Betrachter. Von einer Helferin im Krippenteam sorgfältig platziert, gewinnt die Krippe weiter an Vollständigkeit. Der engere Figurenkreis mit Maria und Josef, der zugehörigen, aber noch leeren Futterkrippe, und den seitlich angeordneten Stalltieren Ochs und Esel, bilden mit den Kern des Geschehens. Die Hauptperson indes, das Jesuskind, wird seinen Platz in der Krippe erst am Hl. Abend einnehmen.
Dem zweiten Krippenkreis zugehörig richten die Krippenbauer seitab vom Stall die Plätze für die drei Schafhirten und ihre Herde her. Der Hütehund und ein wärmendes Lagerfeuer mit elektrisch erzeugtem Feuerschein dürfen dabei nicht fehlen und finden ebenso passende Plätze wie jedes einzelne Schaf, oft seiner weißen Farbe wegen als der Schnee der Krippe bezeichnet. Die Hirten verkörpern ausdrucksstark die Lebensalter des jungen, mittaltrigen und alten Mannes, so dass sich Menschen jeden Alters in der Krippe wiederfinden können und dem Kind in der Krippe willkommen sind.
Botanisch vervollständigt wird das Krippenbild in St. Amandus traditionell durch einige Christrosen (Helleborus niger), eine der wenigen Pflanzen, die um die Weihnachtszeit Blüten hervorbringen und der weißen Farbe und des Blühzeitpunkts wegen symbolischen Bezug zur Krippe haben. Ähnliches gilt für den Weihnachtsstern (Euphorbia pullcherima) mit seinen roten Brakteen, der mancherorts und auch hier die Krippe ziert.
Das nächste und zumeist auch letzte Bild der Weihnachtskrippe, das durch die Hl. Drei Könige gekennzeichnet ist, die dem königlichen Kind mit ihren Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe die Ehre erweisen, wird zum Dreikönigstag am 6. Januar zugefügt. Dieses Krippenbild ist auch deshalb besonders erwähnens- und sehenswert, weil Aschendorf über einen ungewöhnlich reichhaltigen Dreikönigszug verfügt. Neben den drei Weisen wird er durch das Reitgefolge und Tiere dargestellt, zu denen neben dem Elefanten des jungen, dunkelhäutigen afrikanischen Königs, die Dromedare des dem mittleren Alter zugehörigen Asiaten und als Besonderheit zusätzlich ein Pferd als Reittier des lebensältesten Königs (europäischer Herkunft) gehören.
GLORIA ET PAX!
Hans-U. Feller, Kirchen- und Krippenführer
Erstes Auswärtsspiel des HBV in Heede
Nachdem der Heimat-und Bürgerverein Aschendorf e. V. (HBV) am 1. Adventswochenende traditionsgemäß mit zwei Verkaufswagen auf dem Aschendorfer Weihnachtsmarkt um das Herrenhaus Altenkamp vertreten ist, absolvierte er in diesem Jahr am 2. Adventssonntag seinen überhaupt ersten auswärtigen Einsatz auf dem Weihnachtsmarkt in Heede. Der HBV folgte dabei einer Einladung des dortigen Marktmeisters, dem die Angebote des Vereins bei seinem Besuch auf dem Aschendorfer Weihnachtsmarkt aufgefallen waren und augenscheinlich auch zusagten
Der HBV-Vorsitzende Gerd Harpel, sein Stellvertreter Hans-U. Feller und die mit der Angebotspalette bestens vertraute Dr. Ursula Ochs bildeten das Einstiegsteam, um die Effizienz des Einsatzes später anhand eigener Erfahrungen reflektieren zu können. In Heede erwartete sie nahe der Tausendjährigen Linde und umrahmt von stattlichen Bäumen eine idyllisch gelegene kleine Budenstadt, deren Lichterschmuck zusammen mit der dekorativen Platzbeleuchtung in der Dämmerung voll zur Geltung kam und beeindruckte. Der HBV richtete seinen Stand in einem der veranstalterseits gut vorbereiteten Markthäuschen ein, dekorierte es noch mit einer Lichterkette und bunten selbst gefertigten Bascetta-Sternen verschiedener Größen, die auch zum Verkauf angeboten wurden.
Den Kern des Angebots bildeten die zahlreichen Marmeladenköstlichkeiten aus eigener Herstellung. Aus der beachtlichen Vielfalt von über 30 Sorten konnten Besucherinnen und Besucher ihre Wahl treffen. Die diesjährigen Topsorten „Walderdbeere“ und die erstmals angebotene Sorte „Aronia“ gehörten mit zum Angebot und fanden vor allem bei den weiblichen und oft sachkundigen Abnehmerinnen guten Zuspruch. Nachgefragt wurden aber auch individuelle Lieblingskonfitüren wie Erdbeere, Johannesbeere, Sauerkirsche, Brombeere u. a. Aber auch Variationen verschiedener Früchte, wie sie z. B. in den Sorten „Herbst“ oder „Nord-Süd“ enthalten sind, wurden ebenso nachgefragt wie die auf den verwöhnten vorweihnachtlichen Gaumen ausgerichteten Spezialitäten „Glühweingelee“, „Zimtapfel“ und andere Leckereien.
Zusätzlich zum lukullisch ausgerichteten Angebot hatte Gerd Harpel einige Exemplare seines erst kürzlich vorgestellten und auch in der Ems-Zeitung besprochenen Buches „Das nördliche Emsland von A bis Z“ mitgebracht und bereicherte die Gespräche am Stand mit Wissen und Anekdoten aus dem Buch, das auch erworben werden konnte. Ganz nach Belieben der Kundinnen und Kunden war das mit oder ohne Signierung und ggf. auch einem Widmungstext des Autors möglich.
Mit zum Wohlgefühl auf dem gut besuchten und viel Atmosphäre ausstrahlenden Markt trug auch der mit freundlichen Worten und einem Schnäpschen zelebrierte Rundgang des Bürgermeisters bei den Marktbeschickern bei. Der Besuch des Nikolauses mit seinem ebenfalls bärtigen, schwarzen Gehilfen war ein weiterer Höhepunkt, wobei letzterer die mitgeführte Rute offenbar gar nicht benötigte. Uns sind auf dem Markt jedenfalls nur artige Bürgerinnen und Bürger begegnet. Der hl. Mann wiederum widmete nicht nur Kindern und erwachsenen Marktbesuchern seine Aufmerksamkeit, sondern machte sogar jedem Stand seine Aufwartung. Diese nicht überall selbstverständliche freundliche Geste trug ihm auch die Sympathie derer ein, die den Markt mit Ständen und kleinen Attraktionen bereichern und ihm damit das in vielen Besonderheiten spürbare „Heeder Wohlgefühl“ vermitteln, das diesen Markt ausmacht und bei einem Rundgang immer wieder und vielerorts erlebbar wurde. Dazu gehörte auch die den Marktbesuchern gebotene und besonders von den Älteren unter ihnen gern angenommene Möglichkeit, bei Kaffee und sehr leckerem, selbst gebackenem Kuchen sitzend verweilen und dabei das Gespräch miteinander pflegen zu können.
Zum Schluss der Blick aufs Wetter. Die mildkühle Witterung tat der Veranstaltung gut, der befürchtete Sturm kam nicht auf, und ein leichter Regen sorgte abends mit für den pünktlichen Schluss des Vergnügens. Alles in allem: Der 2. Adventsonntag kann ja, musikalisch bestens umrahmt, sooo stressfrei und gemütlich sein. In Heede jedenfalls weiß man, wie’s geht!
Hans-U. Feller