Alle Jahre wieder

_DSC8565herrscht nicht nur in Familien, Geschäften und auf den Straßen vorweihnachtliche Geschäftigkeit. Nein, auch an den Orten, die sonst eher Ruhe und Besinnung ausstrahlen, und dazu gehören die Kirchen, entwickelt sich in diesen Tagen rege Betriebsamkeit. So auch in der altehrwürdigen, katholischen Kirche St. Amandus in Aschendorf.

Tannenbäume, frisch geschlagen und noch auf dem Kirchplatz gelagert, ahnen sicher nicht, dass sie bald die Kirche schmücken und dem Kind in der Krippe die Ehre erweisen werden. Während eine Gruppe Helfer noch letzte Hand anlegt, die Bäume passgenau für die großen eisernen Ständer vorbereitet und sie dann am Standort auch noch bestmöglich ausrichtet, finden sich im Turm bereits zwei Akteure für einen Einsatz in luftiger Höhe ein.

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Die Männer tragen festes Schuhwerk und beim Aufstieg in den Kirchturm bewältigen sie geübten Schrittes die in Jahrzehnten ausgetretenen Treppenstufen. Der Weg hinauf führt vorbei an den Glocken, deren älteste 1307 gegossen wurde und bereits Hunderte (!) von Weihnachtsfesten mit ihrem Klang bereichert hat, über den noch höher gelegenen Uhrenboden, auf dem viele Jahrzehnte das mechanische Uhrwerk für den Antrieb der vier großen Kirchturmuhren tickte, und der jetzt, nachdem die Uhren elektronisch gesteuert werden, eigentümlich leer wirkt. Noch etwas höher gestiegen erreichen die Männer den obersten Turmboden, der dort verläuft, wo das rote Pfannendach des Turms beginnt. Sie öffnen beinahe ehrfürchtig den knarrenden Deckel einer großen, grünen Holztruhe, die einen Schatz enthält, wie ihn keine andere Kirche im nahen und auch weiteren Umfeld von Aschendorf aufweisen kann. Die Truhe birgt, der besseren Handhabung wegen in Stücke zerlegt und sorgsam eingelagert, die acht Zacken des  großen Sterns, der, bestückt mit 80 LED-Lampen, alljährlich weihnachtlichen Glanz von der Spitze des Kirchturms erstrahlen lässt und die Bürgerherzen mit Stolz erfüllt. Die Männer entnehmen der Kiste auch die darin mit eingelagerten Ganzkörpergute nach Bergsteigerart, bevor sie mit einigen Sternzacken unter dem Arm die letzte Hürde zum Ziel zurücklegen. Eine lange Leiter führt steil hinauf bis in die Spitze des Turmdachs. Einer der beiden Männer zwängt sich auch bei widrigen Witterungsbedingungen durch die enge Dachluke, sich manchmal, durch Gurt und seinen Kameraden gesichert,  gefährlich weit hinauslehnend, um die Sternzacken passgenau zusammenzufügen, damit der fertige Stern, sturmfest verankert, und jährlich mit der Frontseite in  eine andere Richtung weisend, wieder pünktlich zum Hl. Abend erstrahlen kann.

IMG_0194Auch an anderer Stelle der Kirche ist emsiges Schaffen zu beobachten. Seitlich des Chorraumes sind ein eingespieltes Team erfahrener Helferinnen und Helfer und die kleine Anna-Lena Bohse damit beschäftigt, die Weihnachtskrippe herzurichten. Diesmal ist es eine besondere Herausforderung, denn die Krippe, in den Vorjahren rechtsseitig und nahe des Sakristeizugangs im neueren Teil der Kirche positioniert, erhält ihren Standort nun erstmals links im Kirchenraum. Der neue  Standort hat Vorteile, die Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat  überzeugten und zu entsprechenden Beschlüssen veranlassten. Durch die große Fensterwand fällt mehr Tageslicht auf die Krippe. Sie wirkt so heller und dadurch zugleich einladender auf Besucher. Der von kleineren Kindern und etwas ängstlich veranlagten älteren Besuchern beim „Krippkes kieken“ oft als bedrückend erlebte Blick in den dunklen und aus der Entfernung nicht einsehbaren Sakristeizugang wird vermieden. Auch der bisher eher als dunkel wahrgenommene Gesamteindruck der Krippe wird am neuen Standort merklich abgemildert. Gleichzeitig verbessern sich durch die Krippenverlagerung die bisher beengten weihnachtlichen Platzverhältnisse im Zugangsbereich der Sakristei beim Ein- und Auszug. Zusätzlich bietet der neue Krippenstandort nun auch Platz für die willkommene und oft erwünschte Vergrößerung der Krippenfläche. Die großzügigeren Platzverhältnisse lassen eine Optimierung der Darstellungsmöglichkeiten der Krippenszenen zu.

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Auf der Krippenbaustelle ist derweil Fortschritt erkennbar. Die erneuerte und vergrößerte Grundplatte der Krippe ist inzwischen montiert, die Fichtenkulisse des Hintergrundes  gestaltet, der aus Birkenstämmen gezimmerte rustikale Krippenstall aufgebaut und die Moosunterlage  zur Zufriedenheit der  Helfer  verlegt. Aufbau und Gestaltung verweisen bereits auf den Typ der heimatlichen Landschaftskrippe, wie sie im Emsland häufig ist und geschätzt wird.

 

Die Figuren, die inzwischen aus ihrem Sommerlager in der Messdienersakristei in den Kirchenraum getragen werden, sind augenscheinlich sehr alt und aus Holz gefertigt, auffällig zahlreich und in gedeckten Naturtönen gehalten. Im Stil einer byzantinischen Krippe gefertigt, erfreuen die vielen Figuren jedes Jahr aufs Neue den aufmerksamen Betrachter. Von einer Helferin im Krippenteam sorgfältig platziert, gewinnt die Krippe weiter an Vollständigkeit. Der engere Figurenkreis mit Maria und Josef, der zugehörigen, aber noch leeren Futterkrippe, und den seitlich angeordneten Stalltieren Ochs und Esel, bilden mit den Kern des Geschehens. Die Hauptperson indes, das Jesuskind, wird seinen Platz in der Krippe erst am Hl. Abend einnehmen.

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Dem zweiten Krippenkreis zugehörig richten die Krippenbauer seitab vom Stall  die Plätze für die drei Schafhirten und ihre Herde her. Der Hütehund und ein wärmendes Lagerfeuer mit elektrisch erzeugtem Feuerschein dürfen dabei nicht fehlen und finden ebenso passende Plätze wie jedes einzelne Schaf, oft seiner weißen Farbe wegen als der Schnee der Krippe bezeichnet. Die Hirten verkörpern ausdrucksstark die Lebensalter des jungen, mittaltrigen und alten Mannes, so dass sich Menschen jeden Alters in der Krippe wiederfinden können und dem Kind in der Krippe willkommen sind.

Botanisch vervollständigt wird das Krippenbild in St. Amandus traditionell durch einige Christrosen (Helleborus niger), eine der wenigen Pflanzen, die um die Weihnachtszeit Blüten  hervorbringen und der weißen Farbe und des Blühzeitpunkts wegen symbolischen Bezug zur Krippe haben. Ähnliches gilt für den Weihnachtsstern (Euphorbia pullcherima) mit seinen roten Brakteen, der mancherorts und auch hier die Krippe ziert.

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Das nächste und zumeist auch letzte Bild der Weihnachtskrippe, das durch die Hl. Drei Könige gekennzeichnet ist, die dem königlichen Kind mit ihren Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe die Ehre erweisen, wird zum Dreikönigstag am 6. Januar zugefügt. Dieses Krippenbild ist auch deshalb besonders erwähnens- und sehenswert, weil Aschendorf über einen ungewöhnlich reichhaltigen Dreikönigszug verfügt. Neben den drei Weisen wird er durch das Reitgefolge und  Tiere dargestellt, zu denen neben dem Elefanten des jungen, dunkelhäutigen afrikanischen Königs, die Dromedare des dem mittleren Alter zugehörigen Asiaten und als Besonderheit zusätzlich ein Pferd als Reittier des lebensältesten Königs (europäischer Herkunft) gehören.

 

GLORIA  ET  PAX!

Hans-U. Feller, Kirchen- und Krippenführer

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