Das Franziskanerkloster

Mehr als 130 Jahre und vor allem während der Gegenreformation prägte das Aschendorfer Kloster stark das Leben im nördlichen Emsland, in Ostfriesland und in der Provinz Groningen. Die Missions- und Seelsorgetätigkeit der Aschendorfer Franziskanerpatres erstreckte sich über Ostfriesland (Weener, Leer, Emden, Norden, Lütetsburg, Aurich, Neustadt, Schloss Gödens, Esens, Jever), das Saterland und das Oldenburger Land sowie in die Niederlande bis nach Groningen. Die Patres übernahmen über viele Jahrzehnte aber auch in emsländischen Gemeinden die Pfarrseelsorge oder fungierten als Hilfsgeistliche, so in Rütenbrock (1798/99), in Rhede (Franziskaner lieferten 1777 die dritte Glocke), in Oberlangen (1768-1812), in Vinnen, in Papenburg-Untenende (1671-1680), in Papenburg-Obenende (ab 1784) und in Esterwegen (1709-1718). In Dörpen entstand nach den Entwürfen des Aschendorfer Franziskanerpaters Wenzeslaus Koch von 1798-1801 im alten Teil der heutigen Kirche die reich verzierte spätbarocke Decke, die unter Denkmalschutz steht. Von der Gründung des Klosters (1679) bis zur formalen Auflösung (1812) blieb die Zahl der Klosterbewohner mit 18 Patres und 8 Brüdern relativ konstant, während die Personen häufig wechselten. Etwa 90 Ordensleute fanden im Aschendorfer Kloster ihre letzte Ruhestätte. Einer der bekanntesten ist der als „Volksheiliger“ verehrte Pater Antonius Schirley (1613-1694), der Begründer des Marienwallfahrtsortes Hardenberg-Neviges (Stadt Velbert). Auch 20 Magister und 13 Lehrer lebten und wirkten im Aschendorfer Kloster. Daraus lässt sich schließen, dass die Patres zumindest in Aschendorf eine Klosterschule unterhielten, in der außer den Elementarfächern auch Französisch und Latein gelehrt, und die von Schülern der ganzen Umgebung besucht wurde.

Das Aschendorfer Kloster wurde 1812 säkularisiert, aber erst 1839 vollständig abgerissen. Aus der Klosterkirche erhielt die St.-Amandus-Gemeinde die beiden Seitenaltäre mit zugehörigen Kommunionbänken, die Kanzel, einen Beichtstuhl sowie weitere barocke und spätbarocke Figuren, Schnitzwerke und Bilder. Aber auch andere Gemeinden bekamen Teile des Inventars. Die Pfarrkirche Riesenbeck (Westf.) erhielt die Orgel, von der heute noch der Prospekt erhalten ist, die Pfarrkirche Vinnen den Hochaltar und die Pfarrkirche Westrhauderfehn einen barocken Kelch sowie die Skulpturen des hl. Josef, des hl. Antonius von Padua, der Hl. Familie (alle um 1740/50) und eine spätgotische Pieta. In die Gemeinde Niederlangen gelangte eine 75 kg schwere Glocke aus dem Jahre 1777, die dort viele Jahrzehnte als Schulglocke und bei Feuer und Hochwasser als Notglocke diente; heute ruft sie dreimal täglich zum Angelusgebet. Der zwiebelförmige Dachreiter der Klosterkirche blieb ebenfalls erhalten und ziert bis in die Gegenwart als Kuppel den „Alten Turm“ in Papenburg-Obenende.