Ehemalige Kreisstadt Aschendorf

Aschendorf zählt zu den ältesten niedersächsischen Gemeinden und wird bereits in der Lebensbeschreibung des hl. Liudger (742-809) als „Villa Asconthorp“ (= Dorf Aschendorf) bezeichnet. Damit sind Aschendorf und Meppen („meppea“) die ersten schriftlich belegten Gemeinden des Emslandes. Aschendorf ist jedoch wesentlich älter. Archäologische Grabungen in 2011 ergaben, dass das Aschendorfer Gebiet bereits in der vorrömischen Eisenzeit über mehrere Generationen besiedelt war. Nach den durchgeführten 14C-Analysen (Radiokohlenstoffdatierung) könnte der Siedlungsbeginn bis in die späte Bronzezeit (9. Jh. v. Chr.) zurückreichen. Ein weiterer Befund, eine Feuerstelle auf dem Kirchplatz, verweist auf das 1. Jh. n. Chr.

In der ältesten urkundlichen Erwähnung aus der Zeit zwischen 891 und 1037 findet sich der Name Asikinthorpe, der vermutlich auf einen Personennamen Asikon oder Asko zurückgeht. Diese Namensformen bedeuten nach der alten Friesensprache aber auch Richter oder Gericht. Tatsächlich befand sich in der sächsisch-karolingischen Zeit auf dem „Draiberg“ nahe Aschendorf eine als „Freier Stuhl“ bezeichnete Gerichtsstätte. Durch seine Bedeutung als alte Kultstätte, die günstige Lage an der Ems und am alten Heer- und Handelsweg von Westfalen nach Ostfriesland sowie der Gau- und Taufkirchengründung um 800 entwickelte der Ort sich schnell zum kirchlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Mittelpunkt des nördlichen Emslandes.

Nachdem 1252 die Herrschaft über das Emsland auf das Fürstbistum Münster überging, standen die Aschendorfer und Hümmlinger jahrhundertelang in Opposition zu den münsterschen Herren, was zur Entfremdung führte. 1266 und 1340 unterlagen die Aschendorfer den münsterschen Truppen. Der Fürstbischof ließ die Fredoburg, das spätere Nienhaus, als Amtssitz für den Drosten des Emslandes erbauen. 1449 folgte ein erneuter Freiheitskampf, der als „Aschendorfer Bauernaufstand“ in die Geschichte einging. Auch er endete mit einer Niederlage der Aschendorfer und der Zerstörung des münsterschen Burgamtssitzes. Als Ersatz für das zerstörte Nienhaus ließ der emsländische Drost Hermann Anton von Velen 1728 das Herrenhaus Altenkamp mit der barocken Gartenanlage als neuen Amts- und Wohnsitz errichten.

Anfang des 19. Jh. wurde Aschendorf zum Herzoglichen Amt erhoben, dem die Gerichtsbarkeit und Polizeiverwaltung oblagen und bestimmte Regierungsrechte überlassen wurden. Als seinen Amtssitz errichtete der Herzog das auf dem Nienhauser Burgplatz am Ortseingang von Aschendorf stehende, heute in privatem Besitz befindliche, klassizistische Gebäude.

1885 wurde Aschendorf Sitz des neuen Kreises Aschendorf, dem auch die Stadt Papenburg und 32 Landgemeinden angehörten. 1932 kam es zum Zusammenschluss der Kreise Aschendorf und Hümmling zum neuen Kreis Aschendorf-Hümmling mit Sitz in Aschendorf. Zum 1200-jährigen Bestehen im Jahre 1952 erhielt Aschendorf die Stadtrechte. Mitte der 1960er Jahre schlossen sich die Kreisstadt Aschendorf und die Gemeinden Herbrum, Lehe, Nenndorf, Neulehe und Tunxdorf zur ersten Samtgemeinde des Kreises Aschendorf-Hümmling zusammen, die 1972 etwa 8.500 Einwohner zählte. Die Stadt Aschendorf hatte damals ca. 6.000 Einwohner. Heute wohnen im Gemarkungsgebiet der ehemaligen Kreisstadt rd. 8.500 Einwohner. 1973 wurde Aschendorf im Zuge der Gebietsreform in die Stadt Papenburg eingemeindet und ist deren ältester Stadtteil.